Verkehr — Projekt 1
Totalumbau im Kipferwald
André Jossen
Bauleiter, Bern/Oberwallis, Brig
Die Matterhorn-Gotthard-Bahn plante im Kipferwald die Sanierung der Fahrbahn, der Stützmauern und der Kabelanlage. Letzteres wurde durch die Arnold AG ausgeführt. Nach Abschluss der Bauphase im Oktober 2019 war aufgrund eines Steinschlags erneut schnelles Handeln von Seiten des Netzbauers gefragt.
Im Mattertal glüht der Himmel um sieben Uhr morgens bei heiterem Wetter jeweils im schönsten Morgenrot. In den Genuss dieses Anblicks kam auch die Arnold AG, denn das Unternehmen konnte die Matterhorn-Gotthard-Bahn, kurz auch MGBahn, im Ausschreibungsverfahren für Arbeiten an den Kabelanlagen im Kipferwald von sich überzeugen. Der Kipferwald befindet sich im Mattertal unweit von St. Niklaus auf der Strecke zwischen Visp und Zermatt.
Nach einer einjährigen Planungs- und Koordinationsphase durfte Arnold die Arbeiten im Kipferwald im September 2019 in Angriff nehmen. Der Auftrag betraf den Kabeleinzug im Streckenperimeter von ca. 2,0 km. Dabei galt es, Kupfer- und LWL-Fernmeldekabel und ein Niederspannungskabel zu verbauen. Die neuen Fernmeldekabel wurden in einem weiteren Schritt einerseits als Verbindungsmuffen im technischen Lokal, welches sich draussen an der Fahrbahn befindet, und andererseits in Verteilerkabinen, in sogenannten VKs, aufgeschaltet. Im Zuge des Projekts zeichnete Arnold zudem für die Koordination der Logistik, des Sicherheitspersonals und weiterer Dritter verantwortlich.
Die grossen Herausforderungen des Projekts lagen in der Zugänglichkeit der Arbeitsorte, dem Zeitmanagement, der Koordination und der Abhängigkeit von Dritten. Um an die notwendigen Lokalitäten zu gelangen, mussten verschiedene Mobilitätsmittel zum Einsatz kommen. Auch das Zeitmanagement war Abhängigkeiten unterworfen, was eine geschickte Planung verlangte und die Arbeit umso spannender machte. Grundsätzlich musste alles mit schweren Baggern verschoben werden, während das Trasse selbst nur über einen Installationsplatz per Fahrzeug erreicht werden konnte. Um das technische Lokal und die Muffen zu erreichen, mussten auch mal Wanderwege zu Fuss beschritten werden. Während des normalen Bahnverkehrs zwischen Visp und Zermatt von 05:00 bis 23:30 Uhr war es überdies notwendig, die Arbeiten einzuteilen, da ein vorbeifahrender Zug nicht einfach auf dem Gleis gestoppt werden kann.
Die MGBahn musste zudem ihrem Auftrag gerecht werden, den Fahrplan von 05:00 Uhr – 23:30 Uhr zwischen Visp und Zermatt gewährleisten. Daher konnte die Fahrbahn während der Tagschichten nicht für die Installationsarbeiten genutzt werden. Aus Sicherheitsgründen werden im Baustellenperimeter die Arbeiten niedergelegt, wobald ein Zug die Passage kreuzt. Dies kommt auf diesem Streckenperimeter im Schnitt alle 13 Minuten vor.
Die MGBahn hatte die Totalsperre der Bahnstrecke für den Totalumbau schon lange zuvor zeitlich fixiert, weshalb alles planmässig und gut koordiniert ablaufen musste. Sämtliches Material wurde darum vorab während diverser Nachtschichten an die vorgesehenen Standorte versetzt. Dies hatte den Vorteil, dass die Kabel während der Tagschichten schneller verbaut werden konnten.
Nachdem der Bau der Rohranlage abgeschlossen war, wurden die Kabel eingezogen. Trotz der Staffelung des Totalumbaus entschied sich der Bauherr dafür, bereits zu diesem Zeitpunkt die Leitungen der gesamten Etappe auszutauschen und neue Kupfer- und LWL-Fernmeldekabel sowie das Niederspannungskabel einzuziehen. Der Baumeister verlegte deshalb zwei provisorische PE-Rohre entlang der Schienen.
Nach der einmonatigen Bauphase konnte der neue Kabelblock in Betrieb genommen werden. Alles verlief nach dem gewohnten Standard der MGBahn. Doch als nur zwei Tage später ein starkes Gewitter über das Wallis zog, ereignete sich in der Folge ein Steinschlag im Bereich der Baustelle, der einen Teil des Rohrblocks, der Fahrleitung und der Fahrbahn beschädigte. In Koordination mit der MGBahn konnte Arnold sehr rasch sämtliche Kabel reparieren. Nach nur wenigen Stunden des Unterbruchs wurde der normale Betrieb wiederaufgenommen.
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